seit 2000


Um die Jahrtausendwende sind nahezu sämtliche Verbindungen zwischen Kuhrt und seinem ehemaligen EPI-Umfeld gekappt. Dem Jugendalter entwachsen sehen sich die Betroffenen mit den Auswirkungen des Missbrauchs konfrontiert und suchen individuell verschiedene Wege des Umgangs. Ein einzelner bringt den Mut für eine Anzeige auf, wird aber von der Polizei wieder fortgeschickt. Da er angibt (erst) im Alter von 16 Jahren missbraucht worden zu sein, greift das geltende Jugendschutzgesetz nicht. Auch die Verjährungsfristen für Sexualstraftaten werden erst später ausgeweitet. Die Enttäuschung und Ohnmachtserfahrung breitet sich auch unter anderen Betroffenen aus. Als der junge Mann 2005 nach jahrelanger Selbstzerstörung ums Leben kommt, ist Kuhrt dabei, sich ein komplett neues Umfeld aufzubauen. Er wechselt den Namen, aus Pipo wird Aro, sein Image: der schreibende Taxifahrer. Nach seinem 1997 veröffentlichten Buch über die Berliner Ackerstraße, portraitiert er die Brunnenstraße, engagiert sich in Nachbarschaftsinitiativen und arbeitet journalistisch. Moabit wird sein neues Zuhause sowie eines seiner Themen. Die mutmaßlich von ihm gegründete Initiative „Sie waren Nachbarn“ gedenkt dem Schicksal jüdischer Bürger*innen während des Nationalsozialismus’. Die Gruppe genießt einen guten Ruf. Der Verein hat seinen Sitz in einem Moabiter Nachbarschaftszentrum, in dem auch Angebote für Kinder und Jugendliche stattfinden. Der Verein arbeit zudem mit einer Moabiter Schule zusammen. Kuhrt nimmt an öffentlichen Veranstaltungen teil und dehnt seine ausgiebigen Online-Aktivitäten aus.


ONLINEAKTIVITÄTEN: berlinstreet, moabit.net & co

Mit dem Aufkommen des Internets in den 90ern beginnt Kuhrt sich für dieses Medium zu interessieren. Er gestaltet Websites, sowohl für sich als auch für andere und äußert sich in diversen Blogs. Auf berlinstreet.de postet er vornehmlich zu Geschichtsthemen, vor allem Stadtgeschichte, arbeitet sich aber auch an persönlichen Erlebnissen ab.

Die Seite moabitonline.de hostete er seit 2007 gemeinsam mit anderen Autor:innen. Die Schwerpunkte des Blogs sind ähnlich wie jene auf berlinstreet.de, mit einem speziellen Augenmerk auf den Stadtbezirk Moabit-Tiergarten. Als Kuhrt von Mitautor*innen des Blogs wegen seines laxen Umgangs mit Quellen und Bildrechten kritisiert wird, zieht er sich aus der Redaktion zurück und postet fortan unter moabit.net.

Kuhrts Webauftritte werden sowohl für die Ankündigung von Veranstaltungen als auch für den Vertrieb seiner Bücher genutzt. Von der Aufmachung her sind sich seine Seiten ähnlich und zeichnen sich durch zahlreiche Unterseiten aus. Unter Rubriken wie „Taxi-Weblog“, „PINOX“, „ANDI 80“ oder „FIKTION Moabit“ äußert Kuhrt sich persönlich, zum Teil autobiografisch. In einigen dieser Texte oder Text-Bild-Collagen kommt Kuhrts Affinität zu Pädophilie oder sexueller Devianz offen zum Ausdruck.

Mehr als denkwürdig ist beispielsweise die „Geschichte“ des Sodomisten Peterchen, welche, zweifelsohne als literarische Fiktion erkennbar, argumentativ aber eins zu eins den Pamphleten der Pädo-Aktivist*innen der 70er und 80er Jahre folgt: Liebe sei grenzenlos und grenzüberschreitend legitim. Die Täter, ihren „Trieben“ ausgeliefert, dürfen höchstenfalls bemitleidet nicht aber verurteilt werden. Die Täter-Opfer-Umkehr, welche hier vorgeführt wird – die Opfer „nur“ Tiere, der Täter ein gequälter, unter Ausgrenzung und Unverstandenheit leidender Außenseiter – schließt nahtlos an die Texte der “Morgenlandbande” (Morgenlandbande_1 und Morgenlandbande_2) und des “Kinderfrühlings” an. Seit 40 Jahren schreibt dieses Selbstverständnis sich als Kuhrts Narrativ fort.

Ebenfalls explizit als Fiktion ausgewiesen ist ein Blogeintrag vom 8. September 2024. Abgelegt unter der Rubrik „Mehr“ im Unterordner „Fiktion Moabit“ findet sich unter der Überschrift „Stricherstammtisch“ das Bild dreier lachender Jungen, die Cola trinkend gemeinsam an einem Tisch sitzen. Das Bild ist schwarzweiß, der Kontrast stark aufgedreht. Im Hintergrund sind unscharf weitere Personen und ein Kneipen- oder Kantinenraum erkennbar. Dazu folgender Text:

Außer der Information, dass das Foto von einer KI generiert sei, bleibt dieser Eintrag kommentarlos eingereiht zwischen Alltagsbeobachtungen aus Moabit.

Ein anderer Beitrag zur selben Thematik wird bei berlinstreet.de lebhaft diskutiert. Die Kommentare zu einem Interview mit dem 16-Jährigen „Stricher“ Dennis laufen komplett aus dem Ruder. Hier reden Päderasten untereinander Klartext. Einschlägige Treffpunkte und Umgangsweisen mit jugendlichen Prostituierten werden diskutiert, wie auch diese Frage des Users „Chris“: „Hi ihr! Sagt mal ab welchem alter ist das ganze eigentlich legal? Also darf man nen 16 jahre alten junge eigentlich poppen?“ Kuhrt beteiligt sich rege an der Debatte.

Dass er selbst als Jugendlicher auf den Strich gegangen sei, behauptet Kuhrt gleich in mehreren Posts. Gut möglich, dass dies auf die eine oder andere Weise der Wahrheit entspricht. Die bewusste Vermischung von Fakten und Fiktion machen es schwer, Kuhrts autobiographischen Statements ernsthaft Glauben zu schenken. Als literarische Äußerungen bestechen sie durch Selbstüberhöhung; Anzüglichkeit und Doppelmoral. Für Opfer sexueller Gewalt (durch ihn) sind sie vor allem maßlose Demütigungen.

Dieser Post erscheint am 7. Februar 2013 in einer Zeit zu der in Deutschland eine öffentliche Diskussion um Kindesmissbrauch stattfindet, ausgelöst durch aufgedeckte Übergriffe auf Kinder in katholischen Einrichtungen, später aber auch in der kirchenfernen, reformpädagogischen Odenwaldschule sowie in der evangelischen Kirche.


Liste einiger Websites, die Andreas Kuhrt zuzuordnen sind:

www.am-borsigturm.de

www.redaktionberlin.de/arokuhrt

www.berlinstreet.de

www.berlin-chronik.de

www.berlin-street-taxi.de

www.berlinstreet.de

www.siewarennachbarn.de

www.dertiergarten.de

www.fairesweb.de

www.moabit.net

www.dasandereberlin.de

www.juedischesmoabit.de

www.kantstrasse.de

www.micharunow.de

www.moabit-buch.de

www.dasweddingbuch.de

www.werkenntberlin.de


PINOXX AUFKLEBER

Zwischen 2015 und 2017 tauchen an Schulen, in Moabit und Wedding wieder Aufkleber auf, mit denen nach „antifaschistischen Jugendlichen“ für gemeinsame Aktionen gegen Nazis und Antisemitismus gesucht wird.

Der Stil ist unverkennbar Kuhrt, die Kontaktadresse aktion@pinoxX.de ist ihm direkt zuzuordnen. Hier die Datenschutzerklärung vom Mai 2018 zu der Website. Ob Kinder oder Jugendliche auf diesem Weg Kontakt zu ihm aufgenommen haben, ist nicht bekannt. Die Mailadresse wurde 2018 abgeschaltet, eine Unterkategorie „PINOX“ bei berlinstreet.de existiert weiterhin.


MOABIT HILFT / MICHA

Laut eigenen Angaben engagiert Kuhrt sich bei der Initative „Moabit hilft“ in der Flüchtlingshilfe, schlachtet dies aber (entgegen seiner Gewohnheit) nicht öffentlich aus. Dann taucht ein junger Mann auf, Micha. Kuhrt schwärmt: ‘und ein tag später ist er bei mir eingezogen’ . 2015 ist der junge Mann c.a. 20 jahre alt, Kuhrt 54. Kuhrt schreibt über ihn: Er wurde langsam erwachsen, und blieb doch, wie er war. Micha stirbt ein paar jahre später an einem Tumor. Kuhrt schreibt auf einer Nachrufseite: Manche werden nie erwachsen. Aber genau dafür habe ich ihn ja so gemocht(.. ..)Er konnte oft so fröhlich sein, wie ein Kind. Einen anderen Nachruf auf der Seite unterzeichnet er mit „Dein Pip“.